Beobachtungen zur Käferfauna (Insecta - Coleoptera) an Besenginster | ||||||||||
Text © H.-J. Gießmann, C. Benisch, 2011 – Fotos/Filme © H.-J. Gießmann | ||||||||||
1. Einleitung | ||||||||||
Abb. 1: Besenginster Cytisus scoparius (a) Habitus; (b) Unreife Fruchthülsen mit Fraßspuren von frisch geschlüpften Bruchidius-Larven
Der Erstautor hat seit mehreren Jahren in einer Kiesgrube an der A 20 in Höhe Neukloster (Mecklenburg-Vorpommern, Landkreis Nordwestmecklenburg)
einen rotblühenden Strauch des Besenginsters (Cytisus scoparius, Abb. 1) beobachtet. Im Herbst 2008 wurden erstmals einige reife, aber noch
geschlossene Fruchthülsen zur Samengewinnung eingetragen.
Abb. 2: (a) Spitzmausrüssler Exapion fuscirostre, (b) Ginster-Samenkäfer Bruchidius villosus
In den Folgejahren (2009–2011) wurde das Auftreten der beiden Käferarten in verschiedenen Ginsterbeständen in der Umgebung von Bad Doberan (Satow, Kritzmow, Hohenfelde) im Landkreis Rostock näher untersucht.
In jedem Jahr waren in den Untersuchungsflächen beide Käferarten vorhanden, wobei die relative Abundanz der beiden Arten in Abhängigkeit vom Jahr, Standort und Probetermin schwankte. Eine Anfang August 2010 vorgenommene Auswertung von 101 Hülsen vom Standort Kritzmow ergab das in Tab. 1 gezeigte Ergebnis. Von den Fruchthülsen, die nur mit Exapion belegt waren, enthielten 17 auch parasitäre Wespen, im Falle von Bruchidius waren es dagegen vier. In sieben Fruchthülsen konnten nur noch Brackwespen-Imagines festgestellt werden und keine lebenden Imagines von Exapion oder Bruchidius. Die Wirtstiere dieser Wespen anhand der Fraßbilder an den Samen wurden damals nicht ausgewertet. Es ist zu beachten, dass die Ergebnisse in Tab. 1 eine Momentaufnahme darstellen. Es ist durchaus möglich, dass sich noch ungeschlüpfte Käfer in den Samen befanden. | ||||||||||
2. Entwicklung von Bruchidius villosus | ||||||||||
Der Samenkäfer Bruchidius villosus legt seine länglichen Eier an der Oberfläche der Fruchthülsen ab, an der die Eier fest anhaften (Abb. 3a). Die frisch geschlüpfte Larve frisst sich entweder direkt in das Innere der Hülse oder legt zunächst einen kleinen Gang im Oberflächengewebe an, um dann in das Innere der Hülse einzudringen. Abb. 3: (a) Eier des Samenkäfers Bruchidius villosus auf einer Ginsterhülse; (b) Larve von Bruchidius villosus frisst sich am Nabel des Ginstersamens in die Frucht; (c) Larve von Bruchidius villosus im geöffneten Ginstersamen.Film 1: Schlupf von Bruchidius villosus
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3. Entwicklung von Exapion fuscirostre | ||||||||||
Bisher ist es den Autoren noch nicht gelungen die Eiablage des Spitzmausrüsslers Exapion fuscirostre zu beobachten. Nach Literaturangaben werden die Eier in die Hülsen abgelegt. Abb. 4: Exapion fuscirostre (a) Larve an Ginstersamen; (b) Puppe im Ginstersamen; (c) Imago kurz vor dem Verlassen eines Ginstersamens. Die Kittsubstanz (gelb) befindet sich um das Fraßloch.Film 2: Schlupf von Exapion fuscirostre
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4. Parasiten | ||||||||||
Abb. 5: Brackwespe Triaspis cf. simulator: (a) Weibliche (links) und männliche (rechts) Puppe; (b) Weibliche Imago.
Ungewöhnlich war im Jahr 2010 ein starkes Auftreten parasitischer Brackwespen (Hymenoptera, Braconidae) in den Hülsen. Die Bestimmung durch Prof. Kees van Achterberg
(Department of Terrestrial Zoology, Netherlands Centre for Biodiversity Naturalis, Leiden) ergab eine Zuordnung zur Gattung Triaspis, wobei es sich wahrscheinlich
um Triaspis simulator (SZEPLIGETI, 1901) handelt (Abb. 5). Auch im Jahr 2011 war eine Parasitierung der Käferlarven festzustellen, wenngleich in geringerem Umfang als in 2010. Anfangs wurden die Parasitenlarven nur auf den Käferlarven beobachtet, im Laufe ihrer späteren Entwicklung fraßen sich die Parasitenlarven teilweise jedoch auch in die Käferlarven hinein (Filme 3 und 4). Die parasitierten Larven schienen gelähmt zu sein und zeigten keinerlei Abwehrbewegungen. Die Brackwespenlarven verpuppten sich in Abhängigkeit vom Wirt in bzw. an den ausgefressenen Samen. Interessant dabei war, dass die Brackwespen-Imagines auch in der Lage waren sich durch die Samenschale zu fressen. Film 3: Brackwespenlarve parasitiert Bruchidius villosus
Film 4: Brackwespenlarve parasitiert Exapion fuscirostre
Neben den Käferlarven wurden Anfang Juni 2011 in den Ginsterhülsen vereinzelt Gallmückenlarven (Diptera, Cecidomyiidae) nachgewiesen, die durch ihre gesellige Lebensweise und Beweglichkeit auffielen. Durch ihre Saugtätigkeit verkümmerten die jungen Samen, meist alle in der gesamten Fruchthülse. Inwieweit dadurch die Entwicklung von Bruchidius und Exapion gestört oder gar gehemmt wird, bedarf weiterer Untersuchungen. Nach Arbeiten von WALOFF (1968) entwickelt sich die Gallmücke Contarinia pulchripes (KIEFFER, 1890) in England an Ginster. In bzw. an den Gallmückenlarven parasitierten Wespen, wahrscheinlich Erzwespen (Hymenoptera, Chalcidoidea, Abb. 6c). Abb. 6: Gallmückenlarven: (a) Junge Larven bei Saugtätigkeit an der Samenanlage; (b) Ältere Larve; (c) Behaarte Larve einer parasitischen Wespenart (Mitte) saugt an Gallmückenlarve. | ||||||||||
Schlussbemerkung | ||||||||||
Die vorliegende Themenseite soll Momentaufnahmen aus dem Leben von Käfern in Bild und Wort darstellen und den interessierten Leser anregen, auch Beobachtungen an unauffälligen Lebewesen durchzuführen. Die Ginsterkäfer spielen inzwischen in einigen Ländern eine bedeutende Rolle im Kampf gegen die Ausbreitung des Ginsters über seine Samen auf Weideland. | ||||||||||
Dank | ||||||||||
Die Autoren danken Herrn Prof. Kees van ACHTERBERG für die Bestimmung der Brackwespen-Art. Für die Durchsicht des Seitenentwurfs geht ein besonderer Dank an Irina WÜRTELE und Klaas REISSMANN. | ||||||||||
Literatur | ||||||||||
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Internet: |