Der Schnellkäfer Lacon querceus (HERBST, 1784) |
Text © Klaas Reißmann, 2010 |
1. Verbreitung |
Der Schnellkäfer Lacon querceus ist wohl einer der schönsten Schnellkäfer der deutschen Fauna, aber auch gleichzeitig einer der seltensten.
Seine südwestlichste Verbreitung liegt in den Pyrenäen, von wo sich das Verbreitungsgebiet über Frankreich, Mitteleuropa und das nördliche
Südeuropa bis nach Westsibirien in Russland ausdehnt. Dabei ist die Art keineswegs flächendeckend verbreitet, sondern inselartig. Man findet
die Käfer nur sehr lokal und selbst an den Fundorten sind sie schwer nachzuweisen, da sie dämmerungs- und nachtaktiv sind und sich dann
in der Regel nur auf ihrem Brutsubstrat aufhalten. Ein gutes Gefühl für die inselartige Verbreitung vermittelt die Tatsache, dass die Art
aus England ausschließlich aus dem Windsor Forest nachgewiesen ist. Der letzte Nachweis stammt zudem aus dem Jahre 1936 und wurde von ALLEN
erbracht (die Art gilt für England als verschollen oder ausgestorben). Aus Europa liegen Nachweise aus folgenden Ländern vor: Frankreich,
England, Deutschland, Südschweden (nur historisch), Nordschweiz (nur historisch), Italien, Österreich (nur noch Ostösterreich), Polen
(nur historisch), Tschechien, Slowakei, Slowenien, Bulgarien, die Ukraine und Westrussland. Aus Deutschland
existieren aktuelle Nachweise aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen (Niederelbe-Gebiet), Brandenburg und Sachsen.
Aus Bayern, Niedersachsen (Hannover) und Thüringen existieren nur alte Nachweise, aus den übrigen Gebieten ist die Art nicht bekannt. |
2. Bestimmung |
Lacon querceus ist eine von drei Arten der Gattung, die aus Deutschland nachgewiesen sind. Für die beiden anderen Arten, Lacon punctatus und Lacon lepidopterus, liegen nur historische Nachweise aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus Bayern vor. Beide sind mit Lacon querceus nicht zu verwechseln. Hingegen wird die sehr ähnliche Art Danosoma (Lacon) fasciata aktuell noch aus Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen, historisch (vor 1950) auch aus Thüringen gemeldet. Die Unterscheidung von Lacon querceus und Danosoma fasciata ist nicht einfach, so dass Verwechslungen möglich sind, jedoch ist Danosoma fasciata mit 14,5 bis 18 mm deutlich größer als Lacon querceus mit 9 bis 12 mm.
Die drei aus Deutschland gemeldeten Lacon-Arten (L. lepidopterus, L. punctatus und L. querceus) sowie Danosoma fasciata.
© Václav Dušánek, Josef Mertlik et al., www.elateridae.com, Verwendung mit schriftlicher Genehmigung. |
3. Entwicklung |
Die Larven von Lacon querceus entwickeln sich fast ausschließlich in rotfaulem Eichenholz (Quercus). Dabei scheint es nur eine untergeordnete
Rolle zu spielen, ob der besiedelte Baum noch lebt und tote Äste oder Höhlungen mit Rotfäule aufweist, oder ob der Baum bereits tot ist, noch
steht oder bereits umgefallen ist. Es ist allerdings eine Bevorzugung lebender Bäume erkennbar, ebenso eine Bevorzugung trockenen Substrates.
Liegen gefallene Bäume oder Äste auf dem Boden auf und ziehen Feuchtigkeit, können die vorhandenen Larven zwar ihre Entwicklung abschließen,
aber das Substrat wird nicht mehr genutzt, die Population verschwindet also innerhalb kürzester Zeit. Besiedelt werden alle Strukturen, also
Stümpfe, Stämme und große Äste. Die Larven sind nur indirekt vom Holz abhängig, da es sich bei ihnen um einen Räuber handelt, der wohl in
erster Linie den Larven der Baumschwammfresserart Mycetophagus piceus (Familie Mycetophagidae - Baumschwammfresser, Myzelfresser) nachstellt,
aber auch einer ganzen Anzahl anderer Insektenlarven. |
4. Nachweis |
Der Nachweis der Käfer ist schwer. Es ist hilfreich nach den benötigten Strukturen zu suchen, also stehende, offensichtlich
geschädigte Eichen (Quercus) mit großen, toten Ästen oder noch besser großen Höhlungen, stehende und liegende tote Stämme,
Baumstümpfe und am Boden liegende große Äste, deren Holz rotfaul ist. Je größer dimensioniert das Substrat ist, desto wahrscheinlicher
ist der Nachweis der Art, da die Käfer entsprechend zahlreicher auftreten. |
5. Gefährdung |
Aufgrund ihrer Seltenheit wurde die Art in der Roten Liste Deutschlands als "vom Aussterben bedroht" eingestuft. |
6. Quellen |
Literatur:
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